Einladung | 09. Mai | Leipzig

Fachtag: Steine ins Rollen bringen

Zu Herausforderungen und kollektiven Resilienzstrategien für zivilgesellschaftliche Organisationen in Krisenzeiten

Podium / Austausch / Workshops / Vernetzung
Mit Workshops von Solvejg Höppner (Kulturbüro Sachsen), Bárbara Santos (Kuringa Berlin), Martina Glass (NDK Wurzen) und Simon Kolb (Konfliktpotential)
– Podium: Vereinzelung, Aktionismus, Solidarität – Wie wirkt der äußere Druck in unseren Organisationen?

Die kritische Zivilgesellschaft in Sachsen und darüber hinaus erlebt massiven Druck und immer stärkere Anfeindungen. Dieser Druck macht uns allen in unseren Organisationen und Initiativen zu schaffen, er kann zu Erschöpfung, Resignation und Vereinzelung fühlen – und das in einer Situation, wo wir einander dringend brauchen. Mit unserem Fachtag wenden wir uns diesen Dynamiken zu: Wir möchten einen Austauschraum dazu öffnen, wie die aktuellen politischen Verhältnisse sich auf eure Arbeit und euer Miteinander auswirken und mit euch und erfahrenen Referent*innen aus der Zivilgesellschaft stärkende Narrative, Strategien und Methoden zur Entwicklung kollektiver Resilienz erkunden.

Zielgruppe
Alle Mitarbeitende und Engagierte aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen
Wann?
09. Mai 2025
9:30–17 Uhr
Wo?
Villa Breiting
Theodor-Heuss-Str. 30
04328 Leipzig
Anfahrt
Anmeldung
Bis zum 01.05.2025. Die Plätze sind begrenzt – bitte meldet Euch verbindlich über unser Kontaktformular mit Eurem Namen und Eurem Verein / Initiative / Organisation an.
Teilnahmebeitrag
35 Euro (regulär) / 15 Euro (knapp bei Kasse) nach Selbsteinschätzung.
Verpflegung
Es wird Getränke und ein leckeres veganes Mittagessen vor Ort geben
Ablauf
9:30 Uhr Ankommen und Kaffee
10:00 Uhr Kennenlernen und thematischer Einstieg
11:00 Uhr Podium: Vereinzelung, Aktionismus, Solidarität – Wie wirkt der äußere Druck in unseren Organisationen? (mit anschließendem Austausch in Kleingruppen)
12:30 Uhr Mittagspause und Vernetzung
14:00 Uhr Workshopphase
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr Abschluss und Vernetzung
17:00 Uhr Ende

Liebe Freund*innen, liebe Engagierte,

wir laden Euch herzlich zu unserem Fachtag zu Herausforderungen und kollektiven Resilienzstrategien für Organisationen in Krisenzeiten ein! Die bestehende Debatte zum strategischen Umgang mit den Anfeindungen gegen die kritische Zivilgesellschaft wollen wir um einen gruppendynamischen und ressourcenorientierten Blick ergänzen, denn gerade wegen der momentan stark zunehmenden Unwegbarkeiten ist unser Beziehungsnetz eine unser wertvollsten Ressourcen.

In unser Arbeit als Trainer*innen für Konfliktbearbeitung und Prozessbegleiter*innen mit Vereinen aus ganz Sachsen begegnen uns diverse Umgangsweisen mit diesem Druck. Wir erleben Organisationen, die in einen Hauptsache-irgendwas-tun-Modus schalten, der sich an einem Tag ermächtigend und am anderen richtungslos anfühlen kann. In manchen Teams breitet sich eine resignierte, ohnmächtige Katastrophenstimmung aus, bestehende Projekte werden aus Gewohnheit fortgesetzt – fühlen sich aber sinnentleert an. Angesichts der äußeren Bedrohungen beschwören viele Gruppen Solidarität im Inneren, doch kippt diese Forderung mitunter in eine Scheinharmonie, bei der heikle Themen großräumig umschifft und wichtige Konflikte nicht ausgetragen werden. Auch in unserem eigenen Team erleben wir immer wieder Gefühle von Vereinzelung und Vergeblichkeit.

Es gibt auf diesem steinigen Weg immer wieder stärkende Leuchtsignale, die sich gegen diese Tendenzen stellen: Teams, die sich gegenseitig Trost spenden, neuen Mut schöpfen, Visionen entwickeln, in Konflikte gehen und daran wachsen. Lasst uns uns diesen Signalen widmen!

Podium: 

Vereinzelung, Aktionismus, Solidarität – Wie wirkt der äußere Druck in unseren Organisationen?

– Mit Bárbara Santos (Kuringa Berlin), Martina Glass (Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.) und Solvejg Höppner (Kulturbüro)
Moderation: Lena Spiecker

Workshop-Programm

Workshop 1:
Unsere Strategie – Widerstand(sfähigkeit)

– mit Martina Glass, Geschäftsführerin Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.

Das Wort Resilienz taucht gerade sehr häufig in vielen Zusammenhängen auf, in denen wir uns bewegen, insbesondere verbunden mit dem Aufruf die Zivilgesellschaft muss resilienter werden oder wahlweise auch die Demokratie. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Wort und welche Möglichkeiten und Verbindungen gibt es damit zu unserer ehrenamtlichen und hauptamtlichen (politischen) Arbeit. In dem Workshop wollen wir uns einerseits mit dem Begriff auseinandersetzen und unsere bisherigen Erfahrungen teilen. Anschließend werden wir gemeinsam mögliche Schritte erarbeiten, wie wir uns selbst und unsere Organisationen widerstandsfähig(er) machen gegenüber den gesellschaftlichen/ politischen Entwicklungen, die sich momentan ankündigen.

– Zur Person
Martina Glass ist Soziologin und seit 2010 beim Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. in Wurzen tätig; vor allem in der Projektarbeit und Beratung zu Projektmanagement, Demokratiebildung, Bürger*innenbeteiligung, Vernetzung und Wirkung.  Seit 2016 ist sie auch Geschäftsführerin des Vereins.

Workshop 2:
Potentiale ästhetischer Mittel

– mit Bárbara Santos, Künstlerische Leiterin Kuringa Berlin

Der Workshop erkundet die Potentiale aus dem Theater der Unterdrückten zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Organisationen. Wie können wir ästhetische Zugänge nutzen, um miteinander in den Dialog zu treten, Ideen zu entwickeln und gemeinsam zu wachsen – für eine gemeinsame resiliente Organisierung?

– Zur Person
Bárbara Santos, aus Brasilien, ist Dramatikerin, Theaterregisseurin, Autorin, Schauspielerin und dekolonial-feministisch-antirassistische Aktivistin. Sie ist die künstlerische Leiterin des KURINGA-Theaters in Berlin und der Gruppe Madalena-Berlin sowie die Gründerin des feministischen Theaternetzwerks Ma(g)dalena International Network, dem Gruppen aus Lateinamerika, Afrika und Europa angehören. In Rio de Janeiro koordinierte Bárbara zwanzig Jahre lang das Centro de Teatro do Oprimido und hat mit Augusto Boal, der das „Theater der Unterdrückten“ konzipierte und als wichtiger Gestalter der Theaterpädagogik gilt, zusammengearbeitet und sein Konzept weiterentwickelt.

Workshop 3: Grenzen setzen!

– mit Solvejg Höppner, Fachreferentin Kulturbüro Sachsen e.V.

Seit dem Jahr 2001 berät und begleitet die Mobile Beratung des Kulturbüro Sachsen e.V. Bürger*inneninitiativen und Vereine, die sich im kommunalen Raum demokratisch engagieren. Für dieses, zumeist ehrenamtliche Engagement ist es hilfreich, Projektziele und Erwartungen an die Zusammenarbeit klar zu formulieren, ebenso wie die Grenzen des Engagements, seien es die inhaltlichen „roten Linien“ oder die individuellen Ressourcen. In dem Workshop werden wir an einem anonymisierten Beispiel aus unserer Beratungspraxis oder anhand von euren Erfahrungen diskutieren, worauf in der Arbeit und im gegenseitigen Miteinander geachtet werden sollte, um Frustrationen und Konflikten eher zu vermeiden. 

– Zur Person
Solvejg Höppner arbeitete von 2001 bis 2024 in der Mobilen Beratung des Kulturbüro Sachsen e.V. in den Regionen Leipzig und Dresden. Jetzt ist sie Fachreferentin für diesen Arbeitsbereich. In dieser Arbeit moderierte sie zahlreiche Workshops, Prozesse und Zukunftswerkstätten für Ehrenamtler*innen. Zudem engagiert sie sich in der kritischen politischen Bildung v.a. zu den Themen extreme Rechte und Antisemitismus.

Workshop 4: Höhenflüge und sichere Landungen

– mit Simon Kolb, Organisationsberater bei Konfliktpotential

Wir befassen uns mit den Dynamiken, mit denen Teams und Organisationen auf äußeren Druck reagieren. Wo bergen sie Gefahren und wo gibt es Potentiale zu heben? Und was haben wir in der Hand, um uns resilient in herausfordernden Zeiten zu organisieren?

– Zur Person
Simon Kolb hat langjährige Organisierungserfahrung in verschiedenen Gruppen des linken Mosaiks und ist seit 2023 als Trainer, Prozessbegleiter und Berater für konstruktive Konfliktbearbeitung bei Konfliktpotential tätig. Seit zwei Jahren ist er Teil des Masculinity Labs, einer Theatergruppe von KURINGA, die sich kritisch mit Männlichkeiten auseinandersetzt. In seiner Arbeit vermischen sich der A.T.C.C.-Ansatz mit Zugängen aus der Organisationsentwicklung, dem Theater der Unterdrückten, der Arbeit in sozialen Bewegungen mit dem, was er auf seinem persönlichen Lebens- und Beziehungsweg bisher lernen durfte.

Wir freuen uns auf Euer Kommen!