Aufruf
Fördermitglieder und Spender*innen gesucht!
Die Themen Resilienz und Druck haben uns 2025 in unserer Arbeit begleitet – nun ist auch unser Projekt akut bedroht.
Text: Lukas Perka
… das Schwerpunktthema unseres Jahres hieß „Zivilgesellschaft unter Druck – Resiliente Strukturen aufbauen“ – und uns als Konfliktpotential genauso wie die Organisationen mit denen wir arbeiten, begleiten politische Willkürentscheidungen und Schreckensszenarien durch dieses Jahr. Förderprogramme werden eingestellt und dann doch wieder in reduziertem Umfang neu aufgelegt; Aufträge erteilt und dann wegen wegfallender Mittel doch wieder zurückgenommen; zivilgesellschaftliche Arbeit wird im einen Moment als wichtiger denn je ausgerufen und im nächsten als wirkungslose Steuergeldverschwendung abgewertet.
Uns als Konfliktpotential trifft die finanzielle Unsicherheit nun auch mit voller Wucht: Der Folgeantrag für unser aktuelles Projekt, über das in den letzten vier Jahren unsere Stellen finanziert waren, wurde infolge eines stark gekürzten Programmbudgets abgelehnt. Auch von Förderalternativen haben wir bislang nur Absagen erhalten; einige Strohhalme gibt es noch, aber Stand jetzt gehen wir mit 0 Euro Förderung ins nächste Jahr.
Wir schwanken in diesem Hin und Her zwischen Lust auf die Gestaltung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse und Ohnmacht angesichts der sich wandelnden Rahmenbedingungen, zwischen Hoffnung auf neue Perspektiven und immer stärker werdender Verunsicherung. Diese Spannungsfelder wahrzunehmen und anzuerkennen, ohne sich von ihnen übermäßig binden zu lassen, ist eine Voraussetzung für resiliente zivilgesellschaftliche Arbeit in der Dauerkrise. Uns hilft weder Realitätsflucht in schöne Utopien noch die permanente Klage über die sich zuspitzenden Umstände.
»Die Spannungsfelder wahrzunehmen und anzuerkennen, ohne sich von ihnen übermäßig binden zu lassen, ist eine Voraussetzung für resiliente zivilgesellschaftliche Arbeit in der Dauerkrise.«
Martina Glass vom Netzwerk für demokratische Kultur aus Wurzen und Solvejg Höppner vom Kulturbüro Sachsen haben bei unserem Fachtag zu zivilgesellschaftlicher Resilienz im September 2025 für mich eine inspirierende Haltung verkörpert: gelassen, überzeugt und als Zivilgesellschaft aufeinander bezogen. Ja, die gesellschaftlichen Entwicklungen sind gefährlich und machen uns Angst, wir werden als Zivilgesellschaft teils offen angefeindet und unter Druck gesetzt. Und dennoch: Uns wird es auch morgen und übermorgen noch geben; wir haben Netzwerke, wir haben Räume, wir haben Überzeugungen, die nicht so leicht zum Verschwinden gebracht werden. Und es ist wichtig, dass es uns weiterhin gibt, denn wir sind wirksam. Wir als Zivilgesellschaft sind in gesellschaftlichen Umbrüchen die Instanz, die zwischen Politik und Bürger*innen vermittelt, die für eine partizipative und werteorientierte Gestaltung der Veränderung sorgt. Wir werden gebraucht.
»Uns wird es auch morgen und übermorgen noch geben; wir haben Netzwerke, wir haben Räume, wir haben Überzeugungen, die nicht so leicht zum Verschwinden gebracht werden«
Und vielleicht das Wichtigste, was Solvejg und Martina aus ihrer Erfahrung von über 15 Jahren zivilgesellschaftlicher Arbeit transportiert haben: Wir halten zusammen. Druck auf die Zivilgesellschaft ist kein neues Phänomen in Sachsen. Seit Jahrzehnten pflegen Vereine und aktive Einzelpersonen Netzwerke, die mehr sind als lose Zusammenschlüsse auf dem Papier. Wir erleben diesen Zusammenhalt in unserer finanziell prekären Situation grade selber: Veranstaltungsräume bieten uns Seminarräume zur kostenlos oder stark reduzierten Nutzung an; Trägern, die Ablehnungsbescheide beim gleichen Programm wie wir erhalten haben, teilen ihre Informationen aus Telefonaten mit dem Ministerium mit allen anderen abgelehnten Projekten; wir bekommen Hinweise auf Ausschreibungen und Postkarten mit viel Wertschätzung und Dank für unsere Arbeit.
Wir spüren, dass Beziehung, Austausch und Verbundenheit und somit auch die Pflege unserer Netzwerke auch für uns an Bedeutung gewinnt, je schroffer die äußeren Umstände sind, in denen wir wirken. Wir werden im neuen Jahr verstärkt in Sachen Vernetzung unterwegs sein – wenn ihr etwas organisiert oder euch etwas begegnet, ladet uns gerne ein! Und wir werden versuchen, auch unsere finanziellen Bedarfe nicht mehr ausschließlich durch staatliche Mittel und Teilnahmebeiträge an unseren Veranstaltungen zu decken, sondern beginnen, uns einen Pool an Dauerspender*innen und Fördermitglieder aufzubauen. Mit diesen Einnahmen wollen wir es weiterhin ermöglichen, dass die Teilnahmebeiträge für unsere Workshops und Beratungsformate erschwinglich und somit möglichst vielen zugänglich bleiben. Eine kleine Kampagne dazu beginnen wir im neuen Jahr – wenn ihr die Vorhut bilden und die ersten in unserer Unterstützer*innen-Crowd sein wollt, könnt ihr auch gerne schon jetzt eine Fördermitgliedschaft abschließen.
Auch ohne finanzielle Unterstützung gilt: Meldet euch gerne mit Anfragen, Rückmeldungen und Hinweisen zu unser Arbeit und abonniert unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zur Kampagne zu bleiben – wir freuen uns, in Verbindung zu sein!